Bremer Filmpreis

2025

Stephen Frears

Mit Stephen Frears ehrt Bremen einen der einflussreichsten und vielseitigsten Regisseure Europas. Er ist kein Filmemacher, den man auf ein Genre, Thema oder einen Stil reduzieren kann. Unter seinen über 70 Filmen aus fünf Jahrzehnten finden sich kleine Sozialstudien, wie „Mein Wunderbarer Waschsalon“, mit dem ihm der große Durchbruch als Regisseur gelang, opulente Kostümdramen wie „Gefährliche Liebschaften“ oder auch der Neo-Western „Hi-Lo Country“, der mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Er entdeckte junge Talente, die heute internationale Stars sind, darunter Gary Oldman oder Tim Roth, arbeitete aber auch mit bereits etablierten Weltstars wie Hugh Grant, Michelle Pfeiffer oder Julia Roberts.

 

Frears gilt als einer der wichtigsten Köpfe des New British Cinema neben Regisseuren wie Ken Loach oder Peter Greenaway. Seit den 70er Jahren prägte er eine britische Filmkultur, die den Anspruch hatte, sich von Hollywood unabhängig zu machen. Das hält Frears jedoch nicht davon ab, immer wieder auch international und mit Hollywood-Stars wie Meryl Streep, Dustin Hoffman oder Glenn Close zu drehen – am Ende kehrt er aber immer wieder nach England zurück.

 

Bis heute prangert er in seinem Werk die Nachwehen von Thatcherismus und Brexit an. Auch die Absurdität, in einer Demokratie zu leben, die sich verzweifelt an die Monarchie klammert, hat er immer wieder zum Thema gemacht, wie in „The Queen“, der gleich sechs Mal für den Oscar nominiert war und für den Helen Mirren in der Titelrolle die Trophäe gewann.

 

Stephen Frears erhält den Bremer Filmpreis für sein Gesamtwerk, das von einem überzeugten Humanismus geprägt ist. Bei der Inszenierung seiner Figuren, von der Königin bis zum Gangmitglied, interessiert er sich vor allem für eines: den Menschen als handelndes Wesen. Alle seine Figuren leiden unter gesellschaftlichen Zwängen, aber keine von ihnen entlässt er deshalb aus der Pflicht, eigene Entscheidungen zu treffen. Diese Entscheidungen sind häufig für irgendjemanden von Nachteil – nicht selten für die Entscheidenden selbst. Viele von Frears‘ ambivalenten Figuren wurden daher als Anti-Helden bezeichnet. Gerade ihre Fehlbarkeit und ihre dunklen Seiten machen sie menschlich.

 

Über solche Charaktere, stets verkörpert von großartigen Schauspielenden, die er virtuos zu führen weiß, gelingt es Stephen Frears immer wieder Geschichten zu erzählen, die eine gesellschaftliche Relevanz besitzen und uns gleichzeitig emotional nahegehen. Sein schönstes Kompliment bekam er nach eigener Aussage vom früheren Privatsekretär von Königin Elizabeth, der ihm im Hinblick auf „The Queen“ attestierte: „You got it all wrong, but you got it right.“ Ein größeres Lob kann man einem Regisseur und Geschichtenerzähler wahrlich nicht machen.

Preisverleihung

19. März 2025, 19:30 Uhr
im Theater am Goetheplatz

 

mit anschließender Deutschlandpremiere von

Brian and Maggie

1989. Als der Journalist Brian Walden (Steve Coogan) und die Premierministerin Margaret Thatcher (Harriet Walter) zu ihrem letzten TV-Interview zusammenkamen, ahnten sie nicht, dass sie sich auf einen der berühmtesten politischen Schlagabtausche aller Zeiten einlassen würden. Der 45-minütige Showdown wurde zu einem nationalen Gesprächsthema und initiierte eine Reihe von Ereignissen, die mit Margaret Thatchers Rücktritt endeten. Danach sprachen die beiden nie wieder miteinander…

Grußwort Klaus Windheuser

(Vorstandsmitglied Sparkasse Bremen)

Vor 10 Jahren wurde das Filmfest Bremen aus der Taufe gehoben. Inzwischen ist es aus der Bremer Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Die Sparkasse Bremen, 1825 von Bremer Bürgern gegründet ist Partner erster Stunde. Die Förderung von Kunst und Kultur ist wichtiger Baustein unseres gesellschaftlichen Engagements.

Wir freuen uns sehr zu sehen, welch wachsenden Zuspruch das Filmfest Bremen sowohl beim Publikum als auch bei den Filmschaffenden genießt.  Es ist schön zu sehen, dass unser Engagement und die Idee, den Filmpreis ins Filmfest Bremen zu integrieren, auf solch fruchtbaren Boden gefallen ist. Das Filmfest Bremen hat so eine noch größere Stahlkraft, die weit über die Hansestadt hinausgeht.

Das Möglichmachen ist seit nunmehr 200 Jahren Teil der Philosophie der Sparkasse Bremen – ein Prinzip, das sich auch in der außergewöhnlichen Karriere des diesjährigen Preisträgers Stephen Frears widerspiegelt. Ein Regisseur der nicht nur Geschichten erzählt, sondern Möglichkeiten schafft: für mutige Charaktere, für ungehörte Stimmen, für neue Perspektiven. Ein Künstler, der nicht nur das Kino bereichert, sondern auch Menschen inspiriert, ihre eigenen Möglichkeiten zu erkennen und zu ergreifen.

Ich freue mich schon auf die Gala mit diesem außergewöhnlichen Visionär des Kinos

Klaus Windheuser – Vorstandsmitglied der Sparkasse Bremen

Retrospektive

Stephen Frears war als Regisseur für 73 Produktionen für Kino und TV verantwortlich und dabei überhaupt nicht auf ein Genre festgelegt. Umso schwieriger ist es, eine kleine und dennoch repräsentative Auswahl zu treffen. Mit „Mein wunderbarer Waschsalon“ schaffte Stephen Frears seinen internationalen Durchbruch. In „Prick Up Your Ears“ bewies er erstmalig seine Liebe zu biographischen Geschichten. „High Fidelity“ gilt als gekonnter Exkurs nach Amerika und war in der Bremer Schauburg über ein Jahrzehnt die bestbewertete Sneak-Preview aller Zeiten. In „Florence Foster Jenkins“ lachen wir trotz aller Tragik und staune über Meryl Streep und Hugh Grant in Höchstform und letztlich ist da noch die wahre Geschichte der Gebeine von Richard III., die es nach eigenem Bekunden Stephen Frears sehr angetan hat.

The Lost King
Florence Foster Jenkins
My Beautiful Laundrette
High Fidelity

 

Prick Up Your Ears

 

Brian and Maggie
(Screening im Anschluss zur Gala)

Über den Bremer Filmpreis der Sparkasse Bremen

Der Bremer Filmpreis der Sparkasse Bremen zeichnet bereits seit 1999 Persönlichkeiten der europäischen Filmszene für langjährige Verdienste aus. Unter den preisgekrönten Filmschaffenden befinden sich etwa der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz, der dänische Regisseur Lars von Trier sowie die deutsche Schauspielerin Nina Hoss und der US-Amerikanische Schauspieler und Produzent John Malkovich, welcher in zahlreichen europäischen Produktionen involviert war.

 

Mit dem Kooperationspartner Filmfest Bremen erhielt der mit 8.000 Euro dotierte Preis ab 2019 eine neue Bühne und wurde nach der internationalen Ausrichtung des Filmfests an die Festivaltage angegliedert. Seither fungiert die Gala zum Bremer Filmpreis als feierliche Eröffnungsveranstaltung. Die Kooperation der Sparkasse Bremen mit dem Filmfest Bremen ermöglicht es, den Bremer Filmpreis in einem publikumsnahen Rahmen fortzuführen und in der Hansestadt wieder jährlich einen Preis von internationaler Strahlkraft zu vergeben. Ein wichtiges Statement für die Filmkunst am Standort.

Preistragende der
letzten Jahre

  • 2024

    John Malkovich

  • 2023

    Maria Schrader

  • 2022

    Aki Kaurismäki

  • 2021

    Hape Kerkeling

  • 2019

    Caroline Link

  • 2017

    Naum Kleimann

  • 2015

    Ruth Waldburger

  • 2014

    Sylvie Testud

  • 2013

    Béla Tarr

  • 2012

    Caroline Champetier

  • 2011

    Alberto Iglesias

  • 2010

    Ulrich Seidl

  • 2009

    Nina Hoss

  • 2008

    Lars von Trier

  • 2007

    Bettina Böhler

  • 2006

    Ken Loach

  • 2005

    Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne

  • 2004

    Kati Outinen

  • 2003

    Karl Baumgartner

  • 2002

    Marcel Ophüls

  • 2001

    Tilda Swinton

  • 2000

    Agnès Varda

  • 1999

    Bruno Ganz