Bremen, 19.03.2025
Stephen Frears erhält den Bremer Filmpreis der Sparkasse Bremen –
Überraschungslaudator Hugh Grant bereichert Filmfest-Gala 2025
Im Rahmen der Filmfest-Gala am 19. März verlieh die Sparkasse Bremen in Kooperation mit dem Filmfest Bremen den Bremer Filmpreis 2025 an den preisgekrönten britischen Regisseur Stephen Frears für sein filmisches Gesamtwerk. Überreicht wurde die mit 8.000 Euro dotierte Auszeichnung von Klaus Windheuser, Vorstandsmitglied der Sparkasse Bremen, und Matthias Greving, Festivalleiter des Filmfests, im großen Saal des Theaters am Goetheplatz. Die Laudatio hielt kein geringerer als Hugh Grant, mit dem Frears sowohl in der TV Serie „A Very British Scandal“ als auch in „Florence Foster Jenkins“ zusammengearbeitet hat:
“I know three German words – and they are beautiful words: Kartoffel, Strumpfhose, Hähnchen. Genauso wunderschön wie diese Worte ist auch Stephen Frears. Oder zumindest genauso einzigartig. Ich bin nicht hier, um Ihnen zu sagen, dass er ein großartiger Regisseur ist. Denn das wissen Sie bereits. Wichtiger ist: Er ist ein sehr, sehr ungewöhnlicher Mensch. Manche nennen ihn „exzentrisch“, andere „seltsam“. Ich nenne ihn einen raving lunatic… Am Set ist er zugleich furchteinflößend und fürsorglich. Er baut einen auf – nur um Sekunden später mit einem trockenen Kommentar alles einzureißen. Man muss ihn lieben, aber vorsichtig. Unsere Freundschaft? Ein ständiger Schlagabtausch aus Ironie, Beleidigungen in höflichem Tonfall und kreativen Chaos. Und genau deshalb bin ich hier: Um Stephen Frears zu feiern – den Wahnsinnigen, den Geschichtenerzähler, den Freund.“ Nachdem er sich für diese Ehrung bedankte, wunderte er sich zunächst darüber, dass die Deutschen offenbar eine Vorliebe dafür haben, ihre Trophäen in Tierform zu vergeben: „Was habt ihr nur immer mit den Tieren? In Berlin bekomme ich Bären, in Bremen einen Hund …“ Und zum Abschluss richtete Frears eine Botschaft an alle jungen Filmemacher im Saal: „Haltet das europäische Kino am Leben. Seid der Selenskyj des Films!“
„Stephen Frears ist einer der einflussreichsten, produktivsten und vielseitigsten Regisseure Europas. Sein Werk umfasst über 70 Filme in den unterschiedlichsten Genres, darunter sozialrealistische Dramen, Komödien, Neo-Western, historische Dramen, Thriller und Literaturverfilmungen. Seine Filme thematisieren oft gesellschaftliche und politische Fragen, doch im Mittelpunkt steht stets der Mensch – in all seiner Komplexität und Widersprüchlichkeit. Besonders in der Darstellung vielschichtiger Frauenrollen und tragischer Antihelden zeigt sich Frears’ außergewöhnliches Gespür für Nuancen sowie seine einfühlsame, präzise Regie. Dadurch gelingt es ihm immer wieder, Filme zu schaffen, die gesellschaftlich relevant sind und zugleich tief berühren.“ so Klaus Windheuser bei der diesjährigen Preisverleihung an Stephen Frears. Für Festivalleiter Matthias Greving war es eine besondere Ehre den preisgekrönten Regisseur nach Bremen zu holen: „Wir heute einen Filmemacher, dessen Werk von tiefem Humanismus geprägt ist: Stephen Frears. In seinen Filmen – ob über Königinnen oder Gangmitglieder – interessiert ihn vor allem der Mensch als handelndes Wesen. Sein Blick ist scharf, aber nie zynisch, seine Figuren komplex, aber stets glaubwürdig. Für dieses außergewöhnliche Schaffen erhält er den Bremer Filmpreis. Sein jüngstes Werk bestätigt einmal mehr die Qualität und den Anspruch, die wir heute auszeichnen. Doch wir würdigen sein Lebenswerk nicht nur mit dieser Ehrung, sondern auch mit einer umfassenden Retrospektive. Sie gibt uns die Gelegenheit, seine Filme noch einmal in ihrer ganzen Tiefe zu erleben – ein beeindruckendes Panorama seines Schaffens. Mit beeindruckender Konsequenz hat Frears über Jahrzehnte eine Filmkultur mitgestaltet, die sich bewusst von Hollywoods Einfluss emanzipiert hat. Gemeinsam mit Regisseuren wie Ken Loach und Peter Greenaway gehört er zu den prägenden Köpfen des New British Cinema, das seit den 1970er Jahren das britische Kino neu definiert hat. Doch es ist nicht nur sein Werk, das uns inspiriert. Es ist auch seine Bescheidenheit, die ihn umso einnehmender macht. Ohne große Worte, ohne laute Gesten, aber mit unerschütterlicher Überzeugung hat er das Kino bereichert.“